Schachklub Olten
, Angst Markus

Interview mit Robin Angst – «In den vergangenen Partien lief es oft gut für mich»

Mit aktuell 2247 ELO etablierte sich Robin Angst als neue Nummer 1 des Schachklubs Olten. Wie überraschend dieser Höhenflug für ihn kam und welche Veränderungen im SKO-Nachwuchsbereich anstehen, sagt der 30-jährige Juniorenleiter im folgenden Interview.

In der SSB-Führungsliste 2/23 hast Du 2198 ELO aufgewiesen, zwölf Monate später sind es 49 mehr. Wie überraschend kam dieser Ratingsprung für Dich?

Offen gesagt, sehr überraschend. Jahrelang bewegte ich mich um die 2200 herum – mal waren es etwas weniger, mal etwas mehr.

Auf was führst Du den Höhenflug zurück?

In den vergangenen Partien lief es oft gut für mich. Ich hatte Eröffnungen auf dem Brett, die mir entgegenkamen. Ich überstand mehrere Zeitnotphasen gut. Und ich rettete mich ein paar Mal ins Remis, weil die Gegner nicht optimal spielten.

In der vergangenen SGM-Saison hast Du mit Markus Klauser, Guillaume Sermier und Goran Milosevic gleich drei Internationale Meister geschlagen. Wie verliefen diese drei Partien?

Gegen Markus Klauser kam ich mit Weiss gut aus der Eröffnung heraus und hatte einen Bauern mehr. Er hatte jedoch Kompensation und übersah dann in ausgeglichener Stellung ein zweizügiges Matt. Guillaume Sermier überspielte ich mit Schwarz. Allerdings kam er eine halbe Stunde zu spät ans Brett und spielte dann recht zügig – jedoch unkorrekt und unvorsichtig. Gegen Goran Milosevic kam ich mit Weiss in einer Variante, die ich gut kenne, zu einem schönen Königsangriff.

Hast Du Dich jeweils speziell auf sie vorbereitet?

Ich habe in allen drei Fällen mit ihnen als Gegner gerechnet und mich entsprechend vorbereitet. Doch es kam in keiner der drei Partien eine Hausvorbereitung aufs Brett.

Hast Du in jüngerer Zeit Dein Training intensiviert?

Nein.

Wie viel und wie trainierst Du?

Indem ich mich auf SMM- und SGM-Partien vorbereite und diese im Nachgang analysiere. Dazu verfolge ich grosse Turniere im Internet und spiele zwischendurch Online-Blitzpartien.

Wohin führt Deine ELO-Reise noch hin? Oder anders gefragt: Hast Du Dir ein bestimmtes ELO-Ziel gesetzt?

Nein, ich habe mir kein bestimmtes Ziel gesetzt. Realistisch ist, dass meine ELO-Zahl eher wieder sinken als weiter steigen wird.

Ist der FIDE-Meister-Titel, für den 2300 ELO nötig sind, ein realistisches Ziel?

Das wäre zwar ein logisches Ziel, aber ich habe mir dieses nicht konkret vorgenommen.

Neben der SMM und SGM spielst Du nur noch selten Turniere mit klassischer Bedenkzeit. Wird sich das nächstens wieder ändern?

Nein, es wird bei meistens einem Langzeit-Turnier pro Jahr bleiben. In diesem Sommer gehe ich mit meinem acht Jahre jüngeren Bruder Oliver an ein neuntägiges Turnier nach England. Ansonsten spiele ich lieber Rapid- und Blitzturniere.

Die Oltner Nationalliga-B-Mannschaft startete mit zwei überraschenden Siegen gegen die Aufstiegsfavoriten Nimzowitsch und Trubschachen optimal in die neue SMM-Saison. Was ist dieses Jahr in der Ostgruppe möglich?

Unser Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt. Für mehr als einen Mittelfeldplatz reicht es realistisch gesehen nicht.

Was bedeutet Dir Schach generell?

Es ist mein grösstes Hobby. Ich spiele derzeit zwar etwas weniger, aber immer noch sehr gern. Und ich verfolge interessiert, was in der Schachwelt läuft.

Wie bist Du überhaupt zum Schach gekommen?

Das Interesse fürs Schach kam von meinem Vater, die Spielstärke von anderen. Mit sieben Jahren trat ich dem Schachklub Olten bei, nahm regelmässig am Juniorentraining teil und spielte – eine Zeitlang gemeinsam mit meinem drei Jahre älteren Bruder Jesse – zahlreiche Quali-Turniere für die Schweizer Jugend-Einzelmeisterschaft.

Stichwort SKO-Junioren: Du amtierst seit zehn Jahren als Juniorenleiter des Schachklubs Olten. Welchen (positiven) Einfluss auf Deine Spielstärke hat dieses Amt?

Im Moment keinen. Aber früher, als die Malli-Brüder noch am Juniorentraining teilnahmen, habe ich sicher etwas davon profitiert. 

Du erwähnst die Malli-Brüder. Shiivesh ist seit anderthalb Jahren Co-Juniorentrainer. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit ihm eingespielt.

Bestens. Ich kenne Shiivesh ja seit zehn Jahren. Wir sind beim Juniorentraining immer beide anwesend. Administrativ liegt der Lead bei mir.

Wie präsentiert sich die SKO-Juniorenabteilung aktuell?

Derzeit haben wir 20 Junioren – darunter vier Ukrainer – und zwei Juniorinnen im Alter zwischen 6 und 17 Jahren, die regelmässig ins Training kommen. Wir gehen ab und zu an externe Turniere und haben zwei Teams in der Schweizerischen Jugend-Mannschaftsmeisterschaft (SJMM) – davon eines in der Nationalliga B.

Wie gestaltet Ihr Eure Trainings?

Es ist ein Mix zwischen Spielen und Trainieren. Oft nehmen wir ein Thema aus der Stappenmethode und behandeln dieses in zwei Trainingsgruppen.

Ist bereits der nächste Suvirr Malli in Sicht?

Diese Frage habe ich nicht so gern, denn Suvirr ist ein Ausnahmetalent. Unser Training ist klar auf Breitenschach ausgerechnet.

Ein Dauerthema ist der grosse Andrang von Junioren in den SKO. Wie steht es aktuell um dieses (Luxus-)Problem?

Wie an der letzten Generalversammlung angeregt, haben wir das genauer angeschaut, und es zeichnet sich eine Lösung ab. Zum einen werden wir inskünftig am Montag früher mit dem Training beginnen und höchst wahrscheinlich drei zeitliche Slots anbieten. Zum andern können wir ab Anfang 2025 voraussichtlich auf Urs Fazis als dritten Juniorenleiter zählen.

Palmares von Robin Angst

Medaillen auf Schweizer Ebene

2005 U11-Silbermedaille am Jugend-Grand-Prix (Vorgängerturnier der heutigen Schweizer Jugend-Rapidmeisterschaft)

2015 Silbermedaille an der Schweizer Blitzmeisterschaft

2021 Silbermedaille an der Schweizer Rapidmeisterschaft

Titel im Schachklub Olten

3x Vereinsmeister: 2008, 2009, 2011

1x Stadtcup-Sieger: 2016

3x Rapid-Turnier-Sieger: 2007, 2008, 2019

4x Vereinsblitz-Sieger: 2012, 2013, 2014, 2015

5x Weihnachtsblitz-Sieger: 2008, 2011, 2013, 2014, 2019